Die Edle aus dem Bergell

Die Römer haben die Kastanie ins Bergell gebracht. Heute verzaubert oberhalb von Castasegna einer der schönsten und grössten Edelkastanienwälder Europas die Wanderer.

Schroffe Dreitausender säumen das Bergell. Das Tal führt vom Maloja bis nach Chiavenna mit seinem mediterranen Charakter und verbindet die Schweiz mit Italien. Früher lebte das Bergell vor allem vom Transportgewerbe und von der Kastanienkultur. Die Edelkastanie, welche die Römer vor rund 2000 Jahren ins Bergell brachten, war im Tal ebenso wie in vielen Mittelmeerländern eine wichtige Kohlenhydratlieferantin. Mit der von Südamerika eingeführten Kartoffeln änderte sich dies, und der mühsame Kastanienanbau ging in vielen Ländern stark zurück. Lange Zeit galt die Kastanie nur noch als Arme-Leute-Essen. Doch wie so viele fast in Vergessenheit geratene Speisen hat auch die Edelkastanie den Weg zurück auf den Speisezettel gefunden. Denn die Frucht mit dem nussig-süssen Aroma hat viele Vorteile: Wenig Kalorien, dafür viel Eiweiss und komplexe Kohlenhydrate, die für eine langanhaltende Sättigung sorgen. Sie wird nicht nur zum klassischen Vermicelles verarbeitet: Das Mehl der Edelkastanie eignet sich für alle möglichen Speisen.

Geniessen

Die Kastanientorte

Wer im Bergell ist, kommt um die Kastanientorte nicht herum. Den süssen Klassiker gibt es in fast jeder Bäckerei und Confiserie. Nach einer Wanderung oder einer Velotour wird sie auf der Restaurantterrasse genossen. Und sie ist ein beliebtes Mitbringsel aus den Ferien.

bregaglia.ch

 

Lokale Produkte
Mehr als Kastanien hat die kleine Manufaktur Vitto zu bieten: Monika Müller verarbeitet lokale Produkte zu Köstlichkeiten. Pur, naturbelassen und von Hand. Sie verwendet Rohstoffe aus eigenen Gärten, der heimischen Landwirtschaft und aus Wildsammlung. Unter anderem stellt sie Nougat her, das im Abonnement bestellt werden kann.

vitto.ch

 

Naturnahe Körperflege
Auf lokale Rohstoffe setzt auch Soglio. Das Unternehmen stellt Körperpflegeprodukte her. Für den jahrzehntelangen Einsatz für das Bergell und die Bergregionen wurde die Firma, die 1979 ihre Anfänge nahm und den Namen des Bergdorfes Soglio in die Welt hinausträgt, 2019 mit dem Publikumspreis des Prix Montagne ausgezeichnet.

soglio-produkte.com

Übernachten

Auf der Sonnenterrasse

Soglio ist die Sonnenterrasse des Bergells. Das 300-Seelen-Dorf bietet eine spektakuläre Aussicht auf die umliegenden Dreitausender. Das kleine, aber feine Drei-Sterne-Hotel Stüa Granda bietet einfache Zimmer und eine überzeugende Küche. Die Gastgeber Doris Fanconi und Alessandro Gianatti legen Wert auf regionale und saisonale Zutaten.

stuagranda.ch

 

Ferien im Baudenkmal

Im Bergell gibt es gleich mehrere Möglichkeiten, in einem Baudenkmal zu übernachten – beispielsweise in Stampa, in der Casa Palü. Die frühere Gerberei ist Zeugin des ehemaligen Gewerbegebiets. Ab 1964 nutzte der Kunstmaler Varlin das Gebäude als Ferien- und Gästehaus. Der Ursprungsbau der Cäsa Picenoni Cief in Bondo wiederum stammt aus dem 13. Jahrhundert; auch dieses Baudenkmal dient heute als Ferienwohnung.

ferienimbaudenkmal.ch

Erleben

Der Kastanienlehrpfad

Weite Säulenhallen formen die riesigen Kastanienbäume auf den Ebenen von Brentan, oberhalb von Castasegna: Sie bilden einen der grössten und schönsten Edelkastanienwälder Europas. Auf einem Lehrpfad vermitteln fünf Tafeln den Besucherinnen und Besuchern Wissenswertes über den Wald und die Kastanien. Der rund einstündige Spaziergang durch den Wald ist zu jeder Jahreszeit faszinierend.

www.bregaglia.ch

 

Wandernd Giacometti entdecken

Wer im Bergell ist, kommt nicht um Alberto Giacometti herum: Das Tal hat den Bildhauer geprägt, und der Bildhauer das Tal. Das Centro Giacometti stellt ihn und die ganze Malerdynastie der Giacometti vor. Ein Projekt ist der Art Walk: Wer die kostenlose App herunterlädt, erlebt wandernd auf verschiedenen Themenwegen die letzten 150 Jahre der Talgeschichte und erfährt mehr über die Giacometti.

centrogiacometti.ch
giacomettiartwalk.com

INSPIRATIONEN

Texte: Nicole Jegerlehner / Tourismus Lifestyle Verlag; Fotos: Bregaglia Engadin Turismo, Hotel Stüa Grande