Im Land der Reben
Genf ist das drittgrösste Weinbaugebiet der Schweiz. Ein Besuch in einem Weinkeller lässt sich wunderbar mit einem Ausflug in das Umland verbinden.
Genf – da denken alle an die Stadt am See. Nur wenige kennen das Hinterland des Kantons mit seinen Rebbergen. Dabei ist Genf flächenmässig der drittgrösste Weinkanton der Schweiz. Das lokale Mikroklima sorgt für günstige Bedingungen: An den Hängen am See gibt es im Frühjahr weniger Frostnächte als anderswo, und die Morgensonne erwärmt die Reben auf den gut ausgerichteten Anhöhen bereits früh am Tag. Auch wegen des breiten Sortenspiegels und der Weinpalette lohnt sich eine Entdeckungsreise durch die Genfer Weinwelt. Ursprünglich stammt die jahrtausendealte Rebsorte Chasselas aus dem Genferseegebiet; heute setzen die Winzerinnen und Winzer unter anderem auch auf Chardonnay, Pinot Gris und Aligoté, bei den Rotweinen dominiert der Gamay. Jeden Samstag öffnen die Winzerinnen und Winzer ihre Keller – ein Besuch lohnt sich.
Geniessen
Das unbekannte Gemüse
Cardy? Das ist ein Gemüse. Genauer gesagt ein Gemüse aus Genf, wo der Anbau der dornenbewehrten Distel und mutmasslichen Urahnin der Artischocke eine jahrhundertelange Tradition hat. Die dort kultivierte Sorte «Cardon argenté épineux de Plainpalais» ist das erste Schweizer Gemüse mit der geschützten Ursprungsbezeichnung AOP. Die Hugenotten haben die Cardy im 17. Jahrhundert mitgebracht, als sie in die Westschweiz flüchteten.
Die Genfer Wurst
Die Longeole IGP ist eine weitere Genfer Spezialität, die vor allem an kalten Tagen genossen wird und die mit den Hugenotten in die Region gekommen sein soll. Die Wurst aus Schweinefleisch wird mit ganzen Fenchelsamen, Pökelsalz und weissem Pfeffer aromatisiert. Sie darf auch Weisswein, Knoblauch, Zwiebeln, Koriander und Muskat enthalten. Longeole IGP darf sie sich jedoch nur dann nennen, wenn das Fenchelaroma dominiert.
Gourmet-Rallye
Wein und regionale Produkte: Das können Gäste am 13. August in der Region Genf entdecken. Auf der Gourmet-Rallye werden rund zehn Kilometer abgelaufen, dazwischen gibt es immer wieder einen Halt auf einem Weingut. Zu edlen Tropfen werden lokale Gerichte gereicht, hergestellt in der Region, unter anderem von den Genfer Bäckern. Zu einer richtigen Rallye gehört auch ein Wettbewerb: Wer die Fragen zu Genfer Besonderheiten richtig beantwortet, kann einen Gutschein für einen Restaurantbesuch gewinnen.
Das Solar-Bier
Die Brasserie du Père Jakob in Soral braut ihre Biere mit lokaler Gerste, verfügt über eine eigene Mälzerei, arbeitet mit Solarstom und füllt die Biere in Pfandflaschen ab. Wer hier Bier trinkt, muss zumindest aus ökologischer Sicht kein schlechtes Gewissen haben. Die Mikro-Brasserie organisiert regelmässig Degustationen.
Übernachten
Auf dem Weingut
Nicht nur Weinliebhaber werden von dieser Übernachtungsmöglichkeit begeistert sein: Das Château du Crest in Jussy bietet sechs Gästezimmer mit modernem ländlichem Charme an. Für ein Gespräch mit den Winzern des Weinguts Domaine du Crest bleibt ebenso Zeit wie für eine Degustation. Und wer will, kann selber Hand anlegen: beispielsweise bei der Weinlese im Herbst.
Erleben
Mit dem Schiff und zu Fuss
Dieser Ausflug erfüllt alle Wünsche: Nach einem Stadtspaziergang durch Genf steht eine Rhonefahrt mit den gelben Booten «Mouettes» – auf Deutsch Möwen – bis nach Verbois an. Von dort aus gibt es auf einer etwa eineinhalbstündigen Wanderung durch das Naturschutzgebiet Moulin-de-Vert etwas Bewegung, bevor auf dem Weingut Domaine de la Printanière in Avully Wein degustiert wird. Vom Bahnhof in La Plaine aus gehts mit dem Zug zurück nach Genf.
laprintaniere.ch
geneveterroir.ch
Durch die Rebberge
Die Genfersee-Region eignet sich bestens für leichte Wanderungen, beispielsweise von Genf nach Hermance. Ab der Badeanstalt Genève Plage führt der Weg durch Cologny. Im Sommer schützen die Alleen vor der Hitze. Nach Vandoeuvres ist der Weg oft von Feldern gesäumt, bevor dann die ersten Rebberge auftauchen – und die Ruine der Wasserburg von Roulbeau, der einzige offen sichtbare Überrest einer mittelalterlichen Burg im Kanton Genf. Die gut vierstündige Wanderung mit schönster Sicht auf den Genfersee endet im idyllischen Dörfchen Hermance; von dort führen Schiff oder Bus nach Genf zurück.
INSPIRATIONEN
Texte: Nicole Jegerlehner / Tourismus Lifestyle Verlag; Fotos: Genève Terroir, Genève Tourisme